Köln in der Mitte des 10. Jahrhunderts. Die größte Stadt des mittelalterlichen Deutschlands kurz vor der Jahrtausendwende. Die Stadt erlebt einen enormen Aufschwung. Wirtschaftliche Entwicklung, Kirchenbau und ein direkter Draht zum Kaiser machen dies möglich. Erzbischof Bruno von Köln, der Bruder von Kaiser Otto I., steckt dahinter. Wir sprechen in dieser Folge über seine Arbeit.
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St. Pantaleon

Wie im Podcast versprochen, hatte ich eine Aufnahme von der Nordseite der Basilika versprochen. Das Foto habe ich auch gemacht, aber dieses Foto von Wikimedia Commons ist viel besser. Ich habe in Rot den ursprünglichen Kern der Kirche aus dem 10. Jahrhundert eingezeichnet. Nur dieser Teil wurde kurz nach Brunos Tod gebaut, alles andere sind An- und Umbauten aus späterer Zeit. Das mächtige Westwerk, hier auf der rechten Seite, wurde einige Jahre nach Brunos Tod hinzugefügt und dominiert die Fassade der Kirche bis heute. St. Pantaleon ist eine der wenigen Kirchen, die vor dem Jahr 1000 in Köln und Deutschland im Allgemeinen erbaut und nicht im Laufe des Hochmittelalters (11.-13. Jahrhundert) komplett umgebaut wurden.Nein, hier steht bis heute das Original mit dem Zentralbau aus dem 10. Jahrhundert.
Wo jetzt an der Seite die Pfeilerbögen zu sehen sind, die das Mittelschiff von den Seitenschiffen der Kirche trennen, befand sich früher eine Mauer. Die Seitenschiffe erweiterten später die ursprüngliche Hallenkonstruktion. Wie du siehst, ist die Restaurierung in vollem Gange. Aber sieh dir die Decke an, ist sie nicht wunderschön?
Der mächtige Westflügel der Kirche ist ebenfalls nicht zugänglich. Deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, dir lizenzierte Fotos zu präsentieren, die dir trotzdem eine Vorstellung davon geben, wie er aussieht:
St. Pantaleon (lizenzierte Bilder, die vor den Renovierungsarbeiten aufgenommen wurden)

Der so genannte gotische „Lettner“, der das Mittelschiff vom Chor im Osten trennt, bevor die Renovierung begann. Was für ein Kunstwerk aus dem frühen 16. Jahrhundert. Zum Glück hat es die Zeit bis heute überstanden.

Der mächtige Westflügel von St. Pantaleon, der ebenfalls im späten 10. Jahrhundert hinzugefügt wurde. Von dort oben blickten die Kaiser des Mittelalters auf den Gottesdienst und die „anderen“ Gläubigen unten herab. Heutzutage trifft sich dort unter anderem einmal pro Woche eine junge Bibelstudiengruppe. Das Bild wurde vor der Renovierung aufgenommen.
Kloster St. Pantaleon (955 – 1802)
Im Gegensatz zu den meisten ehemaligen Klöstern in Köln ist die klösterliche Anlage auch im 21. Jahrhundert noch deutlich zu erkennen. Das lässt den Ort sehr ländlich wirken, obwohl er mitten in der Kölner Innenstadt liegt. Das letzte Bild unten wurde in einem kleinen Flugzeug aufgenommen, mit dem ich über die Stadt geflogen bin.





Das Grabmal von Erzbischof Bruno I.

Hier musste ich leider wieder ein lizenziertes Foto verwenden, denn während der Renovierungsarbeiten kann man die Krypta von St. Pantaleon nicht betreten. Sonst hätte ich Bruno gerne selbst einen Besuch abgestattet.
St. Aposteln
Eine beeindruckende Kirche, die Bruno hier im Westen der Altstadt bauen ließ, nicht wahr? Aber auch hier handelt es sich um einen Neubau aus dem frühen 11. Jahrhundert, der Brunos Kirchengebäude aus der Mitte des 10. Jahrhunderts ersetzte. Das macht es natürlich nicht weniger beeindruckend.




St. Andreas
Die Kirche und Basilika St. Andreas in unmittelbarer Nähe des Kölner Doms ist eine Kirche, die bereits zu Brunos Zeiten (10. Jahrhundert) existierte. Das heutige Gebäude geht jedoch auf einen Neubau aus dem 12. Jahrhundert zurück.
Während die Kathedrale innerhalb der römischen Stadtmauern lag, befand sich die St. Andreaskirche im frühen Mittelalter noch direkt vor den Stadtmauern. Das kannst du hier auf diesem Weitwinkel-Schnappschuss deutlich sehen. Der Turm in der Mitte ist tatsächlich auf dem Fundament eines römischen Wachturms gebaut. Die Mauer selbst verläuft parallel zur Straße. Deshalb ist die Straße auf der rechten Seite auch höher als die Straße auf der linken Seite des Bildes. Geschichte, wirklich zum Anfassen!
Petrusstab
Dieser auf den ersten Blick unscheinbare Stab wird dem heiligen Petrus zugeschrieben. Er war die wichtigste Reliquie, bevor die Heiligen Drei Könige nach Köln in den Dom kamen. Der Stab ist wirklich alt, aber aus dem 4. Jahrhundert. Heutzutage kannst du ihn in der Domschatzkammer sehen. So wie ich es kürzlich getan habe.

Die Ketten des Petrus, die der Apostel und erste Papst bei seinem Martyrium getragen haben soll, waren ebenfalls wertvolle Reliquien, die Bruno als Erzbischof nach Köln brachte.

Bis zur Ankunft der Reliquien der Heiligen Drei Könige waren diese beiden Reliquien die wertvollsten in der Stadt.
Martinsviertel
Das Martinsviertel, bekannt nach der großen Basilika „Großer St. Martin“, hier die riesige Kirche im Vordergrund, existierte bereits seit der Spätantike auf dem Gelände eines verlandeten Rheinarms. Erst im 10. Jahrhundert wurde das Gebiet unter Erzbischof Bruno in die Stadt eingemeindet und später mit einer Mauererweiterung zur Flussseite hin gesichert. Heutzutage betrachten interessanterweise viele dieses Viertel als die eigentliche „Altstadt“. Das liegt daran, dass gerade hier die alte Straßenstruktur und vor allem ein historisierender Baustil aus dem frühen 20. Jahrhundert diesen Eindruck gibt.
Bruno auf dem Kölner Rathausturm

Hier ist Bruno als erwachsener und mächtiger Erzbischof und Herzog von Lothringen abgebildet. In der einen Hand hält er den Bischofsstab, mit der anderen Hand befiehlt er. Das soll zeigen, dass er geistliche und weltliche Macht besaß. Zu seinen Füßen steht ein Modell von St. Aposteln, der Kirche, die er im Westen von Köln gegründet hat und die heute den Neumarkt dominiert.

Figur von Kaiser Otto I. mit Krone des Heiligen Römischen Reiches und Herrschaftsinsignien in den Händen. Er ist bedeutsam für die Stadt, da er hier wie kein mittelalterlicher Herrscher vor ihm in der Stadt residierte und mit der Einsetzung seines Bruders die Entwicklung Kölns nachhaltig beeinflusst hat. Zu seinen Füßen sein jüngerer Bruder Bruno mit einem Modell von St. Pantaleon in der Hand. So ist Bruno sogar zweimal auf dem Kölner Rathausturm abgebildet.
Heiliges Römisches Reich

Das Heilige Römische Reich. Am Ende des 10. Jahrhunderts war es nach heutigem Glauben wirklich ein wahres heiliges, römisches Reich.
Das Byzantinische Reich (ehemaliges Oströmisches Reich)
Ende des 10. Jahrhunderts teilten das Byzantinische Reich und das Heilige Römische Reich eine gemeinsame Grenze in Süditalien. Mit Folgen, die wir in der nächsten Folge entdecken werden.