#28 Plektrudis – Eine Kölner Witwe beherrscht das Frankenreich

Zu Beginn des 8. Jahrhunderts ist die Macht der Merowingerkönige rasant geschrumpft. Die wirkliche Macht haben die hohen Beamten am Königshof. Es ist der Aufstieg der Karolinger, die sich nach und nach an den Höfen der Merowingern zu mächtigen Hofbeamten hochgearbeitet haben. Sie sind inzwischen so mächtig, dass sie sogar untereinander um die Macht kämpfen und darum, wer den Merowingerkönig weiterhin wie eine Marionette tanzen lassen kann, um der eigentliche Herrscher des Frankenreichs zu sein. Es kommt zu einem blutigen Konflikt zwischen zwei Karolingern: der Stiefmutter Plektrudis in Köln und ihrem Stiefsohn Karl Martell. Der Konflikt hat seinen Anfang, aber auch sein Ende in Köln.

Diesmal geht es um den Aufstieg der Karolinger als neue aufstrebende Macht im fränkischen Reich. Ab dem 7. Jahrhundert geht ihr Aufstieg immer geradliniger nach oben. Eine Frau namens Plektrudis, die zu den Karolingern gehört und in Köln residiert, ist die mächtigste Frau im Frankenreich und dessen heimliche Herrscherin von 714-717. Anhand ihrer Biographie wollen wir ihre Bedeutung für die Stadt, aber auch für die Entwicklung des Fränkischen Reiches aufzeigen. Sie ist als Gründerin einer Kölner Kirche und als Stiefmutter, die ihren Stiefsohn Karl Martell ins Gefängnis werfen ließ, in die Geschichtsbücher eingegangen. Warum sie letztlich gegen ihren Stiefsohn verlor, erfahrt ihr hier.

#28 Plektrudis – Eine Kölner Witwe beherrscht das Frankenreich Eine Geschichte der Stadt Köln

Zu Beginn des 8. Jahrhunderts ist die Macht der Merowingerkönige rasant geschrumpft. Die wirkliche Macht haben die hohen Beamten am Königshof. Es ist der Aufstieg der Karolinger, die sich nach und nach an den Höfen der Merowingern zu mächtigen Hofbeamten hochgearbeitet haben. Sie sind inzwischen so mächtig, dass sie sogar untereinander um die Macht kämpfen und darum, wer den Merowingerkönig weiterhin wie eine Marionette tanzen lassen kann, um der eigentliche Herrscher des Frankenreichs zu sein. Es kommt zu einem blutigen Konflikt zwischen zwei Karolingern: der Stiefmutter Plektrudis in Köln und ihrem Stiefsohn Karl Martell. Der Konflikt hat seinen Anfang, aber auch sein Ende in Köln.

Plektrudis und Pippin der Mittlere

Kirche Groß St. Martin, Köln, Deutschland. Kapitell der südwestlichen Vierung, Skulpturen, vielleicht Pippin und seine Frau Plektrudis darstellend. Von Elke Wetzig (Elya) via Wikimedia Commons.

Diese beiden Figuren stellen angeblich Plektrudis und ihren Ehemann Pippin dar.

Das Frankenreich im Jahr 714

Das Fränkische Reich nach dem Tod von Pippin dem Mittleren im Jahr 714. In dieser Zeit regiert Plektrudis von Köln aus als mächtige Regentin des fränkischen Reiches. Ihr Stiefsohn Karl Martell wird bald die Macht im gesamten Frankenreich übernehmen. Und wird seiner Stiefmutter die Macht entreißen.

Sarkophag der Plektrudis von 1185 in St. Maria im Kapitol

Nach ihrem Tod im Jahr 718 wurde Plektrudis in der von ihr selbst gestifteten Kirche St. Maria im Kapitol beigesetzt. Im 12. Jahrhundert wurde für ihren Sarkophag eine kunstvolle Grabplatte entworfen, die sie als edle Herrscherin darstellte. Die Grabplatte hat die Zeit überdauert, aber ihre Gebeine sind seit der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verschollen. Als nach dem Krieg die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten begannen, wurde der steinerne Sarkophag inmitten der Trümmer der zerstörten Kirche gefunden.

Tomb Slab of Plectrude in 1285

Eine weitere Grabplatte für das Grab von Plektrudis, die sie als Gründerin der Kirche mit einem entsprechenden Modell der Kirche in der Hand zeigt.
St. Maria im Kapitol 1946

St. Maria im Kapitol

Plektrudis gründete eine Kirche in Köln. Die Kirche St. Maria im Kapitol auf dem ehemaligen römischen Tempelberg in Köln, von dem in der letzten Folge die Rede war. Die Baumaterialien des römischen Tempels wurden großzügig wiederverwendet. Aufgrund der strategisch günstigen Lage diente das Areal auch als Königsburg. Von der Trennung von Kirche und Staat ist man noch ein Stück weit entfernt 😉 Und auf einem solchen Hügel war es auch viel sicherer als im Prätorium. Falls es damals noch intakt war. Das wissen wir leider nicht so genau.

Wie genau die Kirche damals aussah, ist nach all den umfangreichen Umbauarbeiten schwer zu ermitteln. Da man wahrscheinlich auf den Überresten des ehemaligen heidnischen römischen Tempels gebaut hatte, war die Kirche wahrscheinlich 10 mal 32 Meter groß und hatte einen rechteckigen Grundriss. Das heutige Kirchengebäude ist ein Neubau aus dem 11. Jahrhundert im romanischen Stil. Damit ist aber auch das heutige Kirchengebäude fast tausend Jahre alt. Nicht weniger erstaunlich. Die heutige Kirche St. Maria im Kapitol ist ein dreischiffiger Bau mit mehreren Apsiden und war im Spätmittelalter nach dem Kölner Dom die zweitwichtigste Kirche der Stadt. Vom Rang her sogar wichtiger als St. Gereon.

Statue der Plektrudis am historischen Rathausturm

Von © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9487049

Karl Martell

Statue des Karl Martell in Versailles aus jüngerer Zeit.
Karl Martel in der Schlacht von Tours, Gemälde von Charles de Steuben aus dem Jahr 1837